Lebensraum Garten – für mehr Vielfalt in unseren Gärten
Beitrag von Sabrina Proisy - Landschaftsarchitektin und Planerin bei Bühler Baum und Garten: Weckt das Bild einer blühenden Wiese auch» Mehr lesen …
Vor Kurzem war ich bei Kundschaft im Garten, um die anstehende Pflanzung in einem neu gestaltetem Gartenbereich zu besprechen. Sie kamen auf ein Eck im alten Gartenteil zu sprechen, in dem der Giersch sehr wuchert und alle Bemühungen ihn zu vertreiben bisher erfolglos waren. Eine Situation, wie sie wohl viele Gartenbesitzer kennen. Was also tun?
Eine Möglichkeit ist, den Giersch durch frühzeitiges Ausgraben und Entfernen der Wurzeln zu schwächen und so auf lange Sicht zu vertreiben. Anfangen muss man damit allerdings schon beim ersten Austrieb im Februar/ März. Die Wurzeln sollten vorsichtig mit dem Unkrautstecher entfernt werden. Wichtig ist die Wurzel komplett zu entfernen und möglichst nicht abzubrechen, da er aus kleinsten Wurzel Stückchen wieder austreibt. Dies erfordert Geduld und konsequentes dranbleiben über das Jahr.
Das Umgraben von Pflanzflächen mit Giersch sollte man übrigens tunlichst unterlassen, denn er treibt aus den zerteilten Stückchen neu aus und man sorgt dadurch für seine Vermehrung!
Liegt eine unbepflanzte Fläche vor, auf der nur Giersch wächst, kann man sie mit einer schwarzen Folie abdecken und so den Giersch vertreiben. Dies kann aber bis zu 2 Jahren dauern…
Für kleinere, abgegrenzte Flächen im Garten bietet sich eine vielleicht etwas ungewöhnliche Herangehensweise an: wie wäre es, sich einfach mit ihm anzufreunden und aufzuessen? Ja, ganz genau. Giersch ist eine alte Heilpflanze und kann gegessen werden. Er ist eine der ersten heimische Pflanzen, die austreiben und genutzt werden können. Von unseren Vorfahren wurde er deshalb sehr geschätzt und war Bestandteil der traditionellen 9-Kräuter-Suppe oder auch Gründonnerstagsuppe. Am leckersten sind die frischen, kleinen, hellgrünen, noch etwas eingefalteten Blättchen im Frühling. Sie können roh in Salaten, Smoothies oder auf Butterbrot gegessen werden. Oder man bereitet sie als Suppe oder Spinat zu. Gekocht kann man auch die etwas älteren Blätter verwenden. Auch die Blüten sind sehr aromatisch und essbar. Man kann sie in Wildpflanzensalz mischen, Kräuteröl herstellen, Tees und Limonaden damit aromatisieren. Noch knospige weiche Blütenstände kann man roh in Salate geben. Giersch ist sehr mineralstoff- und vitaminreich. Er enthält unter anderem sehr viel Vitamin C und A, ätherisches Öl und Flavonoide und wirkt entzündungshemmend, entsäuernd, harntreibend und krampflösend. Früher wurde er gerne bei Rheuma und Gichterkrankungen und in der Frühjahreskur genutzt.
Vielleicht lohnt sich auch ein Umdenken bei anderen ‚Unkräutern‘? Die allermeisten von uns als Unkraut bezeichneten Pflanzen sind alte Heilpflanzen. Ich denke da an Spitzwegerich, Löwenzahn, Stinkender Storchschnabel, Brennnessel, … Wir können sie für uns nutzen und zusätzlich bieten sie Insekten wichtige Nahrung und Lebensraum. Wussten sie z.B., dass die Brennnessel Futterpflanze für Raupen von Schmetterlingsarten wie Kleiner Fuchs, Tagpfauenauge, Admiral und Landkärtchen ist?
Sie ernähren sich ausschließlich von der Brennnessel und sind auf sie angewiesen.
Ein Umdenken im Umgang mit Unkraut kann also eine neue alte Herangehensweise sein. Gerade wenn es sich um kleinere, begrenzte Flächen und hintere Gartenecken handelt. Heimische Pflanzen können natürlich auch in Staudenpflanzungen integriert werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr.
Bei weiteren Infos zur Planung und Gestaltung wenden sie sich gerne an mich.
Ihre Sabrina Proisy – Klicken für Kontaktdaten von Sabrina Proisy
(Quelle Fotos: www.naturkraeutergarten.de)